Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung 09. und 10. November in Frankfurt |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 11 Anträge |
Antragsteller*in: | Kreisverband Frankfurt (dort beschlossen am: 17.09.2024) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 04.11.2024, 19:37 |
A7: Einführung verpflichtender Erste-Hilfe-Kurse an Schulen in Hessen
Antragstext
Die GRUNE JUGEND Hessen fordert die Einführung von jährlichen verpflichtenden
Erste-Hilfe-Kursen ab der 7. Klasse an allen Schulen in Hessen. Kinder und
Jugendliche sollen bereits frühzeitig lernen, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu
erkennen und grundlegende Maßnahmen zur Reanimation durchzuführen. Die Kurse
sollen fest im Lehrplan verankert werden, um sicherzustellen, dass Schüler*innen
flächendeckend auf Notfallsituationen vorbereitet sind. Zudem fordern wir
verpflichtende Erste-Hilfe-Weiterbildungen für alle Lehrkräfte, damit sie im
Ernstfall kompetent handeln können.
Um diese Forderung umzusetzen, wird die GRÜNE JUGEND Hessen in verschiedenen
Gremien von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Hessen darauf hinwirken, dass verpflichtende
Erste-Hilfe-Kurse an Schulen umgesetzt werden. Der Landesvorstand der GRÜNEN
JUGEND Hessen soll sich aktiv dafür einsetzen, dass die Landtagsfraktion von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag einen entsprechenden Antrag
einbringt. Öffentlichkeitsarbeit, unterstützt durch Kooperationen mit
Fachverbänden und Expert*innen, soll das Thema zudem stärker in die
gesellschaftliche Debatte einbringen. Ein Pilotprojekt, angelehnt an das Modell
„Löwen retten Leben“ aus Baden-Württemberg, soll an hessischen Schulen als
erster Schritt hin zu flächendeckend verpflichtenden Kursen eingeführt werden.
Außerdem wird die GRÜNE JUGEND Hessen Gespräche mit gesundheits- und
bildungspolitischen Sprecher*innen der anderen Fraktionen führen, um eine
parteiübergreifende Unterstützung für dieses Anliegen zu erreichen.
Begründung
In Deutschland erleiden jährlich rund 120.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand, doch nur in der Hälfte der Fälle beginnen Laien mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Als Folge davon liegt die Überlebensrate in Deutschland bei lediglich 10%, weit unter dem Niveau anderer europäischer Länder. Die meisten Herz-Kreislauf-Stillstände treten im häuslichen Umfeld auf und werden häufig von Angehörigen oder Freund*innen beobachtet. Nach einem Herzstillstand hat das Gehirn noch 3 bis 5 Minuten, bis irreparable Schäden auftreten. Der Rettungsdienst trifft allerdings erst nach 8 Minuten oder später ein. Dieser kritische Zeitraum muss daher von medizinischen Laien überbrückt werden. Wenn Laien schneller handeln und sofort eine Herzdruckmassage beginnen würden, könnten jährlich bis zu 10.000 Menschenleben in Deutschland gerettet werden. Obwohl die Quote der Laienreanimationen in Deutschland seit 2010 von 14% auf 51% gestiegen ist, liegt sie weiterhin deutlich unter dem Niveau anderer europäischer Länder wie Schweden und den Niederlanden, wo sie bei etwa 80% liegt. Dänemark zeigt, dass Überlebensrate durch regelmäßiges Wiederbelebungstraining in Schulen verdreifacht werden kann [1].
Auch Fachverbände wie die Ärztekammer Niedersachsen fordern, dass das Thema Erste Hilfe in Schulen fest verankert wird und Wiederbelebungstechniken frühzeitig in die Ausbildung integriert werden [2]. Methoden wie die Herzdruckmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung und der Umgang mit Defibrillatoren sind leicht erlernbar und lassen sich in wenigen Schulstunden vermitteln. Bereits mit der einfachen Leitformel „Prüfen. Rufen. Drücken.“ können selbst Kinder effektiv Hilfe leisten [3]. Baden-Württemberg hat mit dem Programm „Löwen retten Leben“ ein Modell etabliert, bei dem Schüler*innen ab der 7. Klasse regelmäßig Wiederbelebungsmaßnahmen üben – ein Ansatz, der auch in Hessen flächendeckend als Modell dienen könnte, um die Notfallkompetenzen junger Menschen zu stärken.
Deutschland hat mit Abstand die höchsten Gesundheitskosten im EU-Vergleich [4] und hat dennoch eine viel höhere Zahl vermeidbarer Todesfälle als andere Länder [5]. Dabei sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die führende Todesursache in Deutschland und verursachen insgesamt etwa 40% aller Sterbefälle. Die flächendeckende Einführung von Erste-Hilfe-Kursen an Schulen könnte nicht nur Überlebensraten erhöhen, sondern langfristig auch das Gesundheitssystem entlasten und Kosten sparen. Trotzdem absolvieren viele Menschen in Deutschland wenn überhaupt nur einmal in ihrem Leben einen Erste-Hilfe-Kurs, meist im Rahmen der Führerscheinausbildung – für Menschen ohne Führerschein gibt es hingegen häufig keinen Anlass, Erste Hilfe zu lernen. Laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Roten Kreuz (DRK) gibt die Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland an, dass ihr letzter Erste-Hilfe-Kurs über 10 Jahre her ist [3].
Schulen sind der ideale Ort, um lebensrettende Maßnahmen systematisch in der Breite der Bevölkerung zu verankern, wie auch Notärzt*innen bestätigen. Die Einführung verpflichtender Erste-Hilfe-Kurse im hessischen Schulsystem wäre ein essenzieller Schritt, um Schüler*innen auf den Ernstfall vorzubereiten und die Überlebenschancen bei Herz-Kreislauf-Stillständen zu erhöhen. Wir fordern außerdem regelmäßige Erste-Hilfe-Weiterbildungen für Lehrkräfte, da sie im Schulalltag eine besondere Verantwortung für das Wohlergehen und die Sicherheit der Schüler*innen tragen.
Die GRÜNE JUGEND Hessen setzt sich dafür ein, dass solche Kurse fester Bestandteil der Schulausbildung in Hessen werden. Denn bereits einfache Maßnahmen wie die Herz-Druck-Massage können Leben retten – und dies sollte jede*r frühzeitig lernen.
Quellen:
[1] Bundesgesundheitsministerium: Faktenblatt Laienreanimation
[2] Ärzte Zeitung: "Ärztekammer Niedersachsen fordert Erste-Hilfe-Kurse für alle Schüler*innen"
[3] Deutsches Rotes Kreuz: "Welt-Erste-Hilfe-Tag: Letzter Erste-Hilfe-Kurs häufig mehr als zehn Jahre her"
[4] Statistisches Bundesamt: "Deutschland mit höchsten Gesundheitsausgaben der EU"
[5] Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: "Lebenserwartung in Deutschlands Regionen: Viele vermeidbare Todesfälle"
[6] SWR: "Tag der Wiederbelebung"
Änderungsanträge
- Ä1 (Kreisverband Frankfurt (dort beschlossen am: 06.11.2024), Eingereicht)