Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung 7. und 8. März 2020 in Darmstadt |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 14 Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Samah Hefny, Tobias Rieth |
Basierend auf: | A8: Anti-Rassismus in die Bildung bringen |
Anti-Rassismus in die Bildung bringen
Beschlusstext
Tagtäglich findet in hessischen Schulen strukturell-rassistische Diskriminierung
statt. Schüler*innen mit vermeintlich "ausländischem" Namen und sonst gleicher
Leistung bekommen im Durchschnitt schlechtere Noten in Diktaten als
Schüler*innen mit vermeintlich „deutschem“ Namen (1). Lehrer*innen trauen
Kindern mit Migrationshintergrund auf Grund gehaltener negativer Stereotype im
Durchschnitt weniger Leistung zu. Dies kann dazu führen, dass betroffene Kinder
diese negativen Stereotype aufnehmen, verinnerlichen und ihre Leistung darunter
leidet (2).Und auch anti-muslimisch rassistische Einstellungen sind bei
Lehrer*innen verbreitet. 25% der Lehrer*innen in Ausbildung teilen z.B. die
Aussage, dass muslimische Schüler*innen aggressiver seien (Gesamtbevölkerung
27%) (3).
Lehrer*innen sind deswegen oft Teil des Problems oder wissen nicht, wie sie mit
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bei Schüler*innen und im Kollegium
umgehen sollen. Als Repräsentant*innen des Staates haben Lehrer*innen die
Verantwortung, die freiheitlich demokratische Wertebasis unserer Gesellschaft im
Klassenzimmer vorzuleben. Wie sensibel Lehrer*innen für bestimmte Problematiken
sind, hängt dabei stark von ihrer Sozialisation und ihrer Ausbildung ab. Um
diese Benachteiligungen durch negative Stereotype und Erwartungen zu vermeiden,
ist es zentral, dass Lehrer*innen ein Bewusstsein für ihre eigene
gesellschaftliche Sozialisierung entwickeln, ihre eigenen verinnerlichten
Stereotype reflektieren und dies auch bei Schüler*innen anstoßen. Lehrer*innen
sollen fähig dazu sein, Situationen alltäglicher Diskriminierung und
rassistischer Anfeindungen mindestens zu erkennen, wenn nicht sogar
kontextsensibel mit Schüler*innen aufarbeiten zu können. Bis jetzt sind all
diese Inhalte aber nicht selbstverständlicher Teil des Lehramtsstudiums und
damit einzelnen motivierten Lehrer*innen überlassen.
Zudem ist es nicht nur die Aufgabe einzelner Lehrkräfte, Benachteiligung im
Klassenzimmer abzubauen. Zu einem wertschätzenden und konstruktiven Umgang mit
Vielfalt, der allen Schüler*innen gute Entwicklungschancen ermöglicht, müssen
alle Akteur*innen im Bildungssystem beitragen.
Genau da muss unsere Landesregierung ansetzten und daher fordern wir:
- präventive anti-rassistische Maßnahmen und Maßnahmen gegen Antisemitismus
im Bildungskontext, wie z.B. die Integrierung von Diversity-Basismodulen
in Lehramts- und Pädagogik-Studiengängen an jeder hessischen Hochschule
und Universität.
- die Institutionalisierung von Anti-Rassismusarbeit und Arbeit gegen
Antisemitismus an allen hessischen Schulen, z.B. in Form eines/einer
Beauftragte*n für Antidiskriminierung und Diversity an jeder hessischen
Schule. Diese sollen bei Diskriminierungserfahrungen unterstützen, Wissen
an andere Pädagog*innen in der Schule weitergeben und diversitysensible
Bildung an der jeweiligen Schule vorantreiben. Diese Beauftragten sollen,
koordiniert durch die Anti-Diskriminierungsstelle des Landes Hessen,
regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teilnehmen und in engem Austausch
miteinander stehen.
- Anti-Rassismus-Schulungen und Schulungen zu Anti-Semitismus für
bestehendes Lehrpersonal und Schulsozialarbeiter*innen an allen hessischen
Schulen, sowie grundsätzliche Fortbildungen und Lehrgänge für Lehrkräfte,
Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen in Anti-Diskrimierungspädagogik
Darüber hinaus soll der kommende Vorstand der Grünen Jugend Hessen das Thema
Anti-Rassismus und Antisemitismus in Bildungskontexten auf die eigene Agenda
setzen.
Begründung
KV Marburg-Biedenkopf
(Samah Hefny & Tobias Rieth)
Quellen:
erfolgt mündlich