Veranstaltung: | digitale Landesmitgliederversammlung am 10.04.2021 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 9 Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Landesmitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 10.04.2021 |
Basierend auf: | A6: Dekolonialisierung von Naturschutz |
Dekolonialisierung von Naturschutz
Beschlusstext
Die Kämpfe gegen die Biodiversitäts- und Klimakrise sind die größten Aufgaben
unserer Generation. Der Klimawandel trifft die Menschen am härtesten, die am
wenigsten dazu beigetragen haben. Für uns ist klar: Klimagerechtigkeit darf
keine leere Worthülse bleiben. Sowohl Natur- als auch Klimaschutz müssen stets
mit Menschenrechten konsequent zusammen gedacht werden.
Dabei dürfen jedoch internationaler Natur- und Klimaschutz nicht koloniale
Machtstrukturen verfestigen. Auf der nächsten IUCN Konferenz soll ein neues
Rahmenwerk zum Erhalt der Biodiversität (Global Biodiversity Framework, GBF)
beschlossen werden. In diesem Rahmen wird das auch von Deutschland unterstützte
Ziel formuliert, dass 30% der Erde bis zum Jahre 2030 in sogenannte
Schutzgebiete umgewandelt werden. Eine Vielzahl an Wissenschaftler*innen und
Nichtregierungsorganisationen warnen davor, dass diese Umsetzung zur massiven
Vertreibung von marginalisierten und indigenen Gemeinschaften führen wird. Die
Idee des sogenannten Festungsnaturschutzes, sowie die zunehmende Militarisierung
von Naturschutz basieren auf kolonialen und rassistischen Annahmen. Die Regionen
mit der größten Artenvielfalt weltweit sind indigene Territorien. Indigene
Gemeinschaften werden vertrieben und Richtlinien, wie die Notwendigkeit von
vorheriger Zustimmung, häufig missachtet. Statt koloniale Konzepte von
Schutzgebieten, in denen Mensch und Natur gegeneinander ausgespielt werden,
müssen wir echte Antworten auf die Klimakrise vorantreiben. Der Schutz indigener
Territorien ist dabei eine der wirksamsten Art und Weisen, die Biodiversität auf
diesem Planeten zu schützen.
Wir als GRÜNE JUGEND Hessen lehnen einen Natur- und Klimaschutz, welcher
koloniale Kontinuitäten reproduziert, klar ab und machen deutlich, dass echter
Schutz von Klima und biologischer Vielfalt nur gemeinsam mit den Menschen und
indigenen Gemeinschaften funktioniert. Wir fordern daher, dass das 30%-Ziel des
GBF durch strenge Schutzklauseln für Indigene und andere vom Land abhängige
Gemeinschaften flankiert wird. Die Einhaltung der Regeln ist dabei von
unabhängigen Stellen kontinuierlich zu evaluieren, die Auswirkungen auf die
lokale Bevölkerung durch die Ausweisung von Schutzgebieten wissenschaftlich zu
überprüfen. Die konsequente Dekolonialisierung von Natur- und Klimaschutz, sowie
die Überprüfung aller Maßnahmen auf koloniale Kontinuitäten und der Anpassung
dieser sind grundlegend. Zudem bekräftigen wir den Ansatz der Sustainable
Development Goals, vor Ort mit Klimaschutz anzufangen. Wir bekennen uns zum 1,5
Grad Ziel und genau deswegen ist es für uns elementar, dass Naturschutz,
Klimaschutz und Menschenrechte konsequent zusammengedacht werden.